Interview mit Sarah Sester, Data Scientist bei statworx

Wir trafen Sarah Sester bei der Female’s Favour{IT}e Conference von NEXT Mannheim und haben uns dort angeregt über die Entwicklung von Frauen in der Tech-Branche mit ihr ausgetauscht.

Sarah fand über verschiedene Stationen zum Programmieren. Während ihres Bachelorstudiums in Wirtschaftsmathematik belegte sie einen C-Kurs, der ihr erstes Interesse weckte. Ein Praktikum im Bereich Datenanalyse während des Studiums verstärkte ihre Begeisterung für das Programmieren, insbesondere in Python. Das führte sie zu ihrem Master in Data Science, in dem sie in die Praxis des Programmierens fand.

Mittlerweile arbeitet Sarah als Data Scientist bei statworx, einem KI-Beratungs- und Entwicklungsunternehmen, bei dem sie seit 2021 tätig ist. Derzeit entwickelt sie ein Modell zur Erkennung von Anomalien in Videos, das speziell darauf ausgerichtet ist, Produktionsfehler in industriellen Fertigungsprozessen frühzeitig zu identifizieren.

Hier erfahrt ihr, was Sarah in ihrer Karriere bisher über offene, flexible und inklusive Arbeitskultur gelernt hat und wie sie diese Werte in ihrer Arbeit umsetzt.

Welche Werte und Richtlinien unterstützen in deinem aktuellen Arbeitsverhältnis Inklusion und Gleichberechtigung?

Bei meinem aktuellen Arbeitgeber statworx werden Inklusion und Gleichberechtigung gefördert. Ein zentraler Aspekt ist dabei Transparenz, insbesondere in der Gehaltsstruktur. Wir haben transparente Gehaltsbänder eingeführt, die sicherstellen, dass alle Mitarbeitenden nach ihrem Studium mit dem gleichen Gehalt starten – unabhängig von Geschlecht, Alter oder anderen soziodemografischen Merkmalen. Diese Gehaltsbänder sind für alle einsehbar, sodass jeder genau weiß, wo er oder sie steht.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Work-Life-Balance: Wir bieten flexible Arbeitszeiten und Homeoffice-Möglichkeiten, was besonders für Mitarbeitende mit Familie von Vorteil ist. Termine werden oft so gelegt, dass auch Teilzeitkräfte teilnehmen können.

Intern setzen wir uns gezielt für die Förderung von Frauen in der Tech-Branche ein – ganz ähnlich wie ihr bei yasoon. So nehmen wir zum Beispiel am Girls’ Day teil und waren auch bei KI macht Schule! aktiv. Dort haben wir einer Mädchenklasse KI nähergebracht. Wir hoffen, dass wir einige von ihnen inspirieren konnten. Zudem fördern wir Inklusion und Vielfalt, etwa durch unseren Pride Office Day. Das alles wirkt sich positiv auf die Unternehmenskultur aus.

Warum glaubst du, dass Führungskräfte für das Thema Gleichberechtigung sensibilisiert werden müssen?

Es ist entscheidend, nicht nur Führungskräfte, sondern das gesamte Team für diese Themen zu sensibilisieren. Denn leider bestehen immer noch Vorurteile, die es zu erkennen und abzubauen gilt. Ein Beispiel wäre die faire Verteilung technischer Aufgaben im Team.

In einem Praktikum habe ich erlebt, dass mir weniger technische Aufgaben zugetraut wurden, was mich dazu brachte, mich besonders zu beweisen. Um solche unbewussten Vorurteile abzubauen, ist es wichtig, Führungskräfte dafür zu sensibilisieren. Ebenso ist es notwendig, ein Bewusstsein für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu schaffen, etwa durch eine durchdachte Terminplanung für Eltern oder die Durchführung von Meetings auf Englisch, wenn internationale Kollegen beteiligt sind. Gleichberechtigung kann von vielen Seiten aus angegangen werden.

Leidest du unter dem Impostor-Syndrom?

Ja, auf jeden Fall. Ich bin allgemein sehr selbstkritisch und selten zu 100 % zufrieden. Besonders, wenn ich mich mit anderen vergleiche, habe ich manchmal das Gefühl, fehl am Platz zu sein. Es hilft mir, mich nicht mehr mit anderen zu vergleichen, sondern mit der Person, die ich vor ein paar Jahren war. So erkenne ich die Fortschritte, die ich gemacht habe.

Wie hast du das nötige Selbstvertrauen in deine Fähigkeiten aufgebaut?

Das kam mit der Zeit. Als Juniorin fühlte ich mich anfangs noch sehr neu und unsicher. Doch je länger ich im Job war und neuen Mitarbeitenden etwas beibrachte, desto mehr merkte ich, wie viel ich bereits weiß. Es hilft, daran zurückzudenken und die Fortschritte, die ich gemacht habe, zu erkennen. Auch Fehler gehören dazu – ich habe viele gemacht, und sie sind Teil meines Lernprozesses.

Hast du Ideen, wie man Gleichberechtigung sonst in Unternehmen besser umsetzen könnte?

Neben den genannten Maßnahmen finde ich es wichtig, auch englischsprachige Kolleg*innen gut ins Team zu integrieren. Ein einfacher Schritt wäre es, sich zum Beispiel am Mittagstisch bewusst auch auf Englisch zu unterhalten, anstatt automatisch ins Deutsche zu wechseln. Kommunikation ist ein wichtiger Hebel für Gleichberechtigung und Inklusion, es lohnt sich hier ganzheitlich zu denken.

Liebe Sarah, wir danken dir für deine wertvollen Einblicke und deinen Input als Data Scientist. Eine bewusste Teamdynamik und die Integration aller Kolleg*innen, unabhängig von Sprache oder Hintergrund, sind entscheidend für eine inklusive Arbeitskultur. Es ist wichtig, kontinuierlich an der Sensibilisierung für unbewusste Vorurteile zu arbeiten und die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu fördern, um so eine konstruktive Arbeitskultur zu schaffen. Vielen Dank, dass du deinen Blickwinkel mit uns geteilt hast.